1. Grundlagen des Projektmanagements
Warum scheitern Projekte?
- Unklare Zielsetzung - Ziele nicht präzise definiert
- Schlechte Kommunikation - Mangelnde Abstimmung zwischen Beteiligten
- Mangelnde Ressourcenplanung - Zeit, Budget oder Personal falsch eingeschätzt
- Budget falsch eingeschätzt - Kosten unterschätzt oder überschritten
- Widerstand der Stakeholder - Bevölkerung, Belegschaft lehnen Projekt ab
- Umwelt-/Rechtliche Auflagen - Unerwartete behördliche Anforderungen
Erfolgsfaktoren für Projekte
- Kontrolle zeitlicher Abläufe mit flexibler Anpassung
- Gutes Budgetmanagement - realistische Kostenplanung
- Gute Projektstruktur - klare Aufgabenverteilung
- Effektive Kommunikation - regelmäßiger Austausch
- Kompetente Mitarbeiter - passende Qualifikation für das Projekt
2. Projektmerkmale vs. Routineaufgaben
| Aspekt | Projekt | Routineaufgabe |
|---|---|---|
| Neuartigkeit | Einmalig, innovativ | Wiederholend, bekannt |
| Komplexität | Komplex, vielschichtig | Standardisiert, einfach |
| Zeitrahmen | Befristet (z.B. 3 Monate) | Dauerhaft, unbegrenzt |
| Zielperspektive | Eindeutiges Endergebnis | Kontinuierliche Prozesse |
| Organisation | Temporäres Team | Feste Organisationsstruktur |
| Budget | Eigenes Projektbudget | Operatives Budget |
Projekttypen
- Interne Projekte - innerhalb der Organisation (z.B. neue Kantinengericht)
- Externe Projekte - für externe Auftraggeber
- IT-Projekte - Software-/Hardwareentwicklung
- E-Business-Projekte - Online-Geschäftsmodelle
- Bildungsprojekte - Schulungen, Weiterbildung
3. Phasenmodelle im Projektmanagement
Wasserfallmodell
Merkmale:
- Linear-sequentieller Ablauf
- Klare Phasenabgrenzung
- Jede Phase muss abgeschlossen sein vor der nächsten
Vorteile: - Einfach und übersichtlich
- Klare Struktur und Kontrolle
- Gut planbar
Nachteile: - Wenig flexibel bei Änderungen
- Späte Erkennung von Problemen
- Rückkehr zu früheren Phasen schwierig
Spiralmodell
Merkmale:
- Iterativ-inkrementeller Ansatz
- Risikoorientierte Entwicklung
- Mehrfache Durchläufe der Phasen
Vorteile: - Risikominimierung durch frühe Erkennung
- Flexible Anpassung möglich
- Kontinuierliche Verbesserung
Nachteile: - Hoher Planungs- und Koordinationsaufwand
- Schwer vorhersagbare Dauer und Kosten
- Komplexe Projektsteuerung
Vierphasenmodell
Phasen:
- Initiierung/Definition
- Planung
- Durchführung
- Abschluss
Vorteile:
- Strukturiert und kontrollierbar
- Klare Meilensteine
- Gute Übersicht über Fortschritt
Nachteile: - Kann starr sein
- Weniger agil als iterative Modelle
4. Projektinitiierung und -definition
Projektantrag und -vertrag
Reihenfolge der Vertragsschritte:
- Auftraggeber sendet Anfrage
- Anforderungen formulieren (vorläufiges Lastenheft)
- Beratung durch Auftragnehmer
- Grobe Planung und Lösungsentwurf
- Detailliertes Pflichtenheft erstellen
- Projektvertrag abschließen
Lasten- vs. Pflichtenheft
- Lastenheft (Auftraggeber): WAS und WOFÜR wird gefordert?
- Pflichtenheft (Auftragnehmer): WIE und WOMIT wird es realisiert?
Meilensteine
- Wichtige Teilziele im Projektablauf
- Überprüfbare Ergebnisse zu definierten Zeitpunkten
- Basis für Projektcontrolling
Magisches Dreieck
Die drei Projektziele stehen in Konflikt zueinander:
- Zeit (Termine)
- Kosten (Budget)
- Qualität (Leistung)
Regel: Maximal zwei der drei Ziele können vollständig erfüllt werden.
5. Projektziele
Zieltypen
- Leistungsziele (Sachziele) - Was soll erreicht werden?
- Ökonomische Ziele - Kostenrahmen, Wirtschaftlichkeit
- Soziale/personelle Ziele - Mitarbeiterzufriedenheit, Teambuilding
- Ökologische Ziele - Nachhaltigkeit, Umweltschutz
- Sonstige Ziele - Image, Lernerfahrung
SMART-Ziele
Ziele müssen formuliert sein:
- Spezifisch - eindeutig und konkret
- Messbar - quantifizierbar
- Akzeptiert - vom Team getragen
- Realistisch - erreichbar
- Terminiert - zeitlich definiert
Beispiel:
❌ “Ich will weniger rauchen”
✅ “Ich reduziere das Rauchen auf 2 Zigaretten täglich bis zum 31.12.”
6. SWOT-Analyse
Strategisches Planungsinstrument zur Bewertung von:
| Stärken (Strengths) | Schwächen (Weaknesses) |
|---|---|
| Interne positive Faktoren | Interne Verbesserungsbereiche |
| Ressourcen, Kompetenzen | Defizite, Nachteile |
| Chancen (Opportunities) | Risiken (Threats) |
|---|---|
| Externe Möglichkeiten | Externe Bedrohungen |
| Markttrends, Kooperationen | Wettbewerb, Regulierung |
7. Kick-Off-Meeting
Zeitpunkt: Projektstart nach Vertragsabschluss
Teilnehmer: Alle Projektbeteiligten (Team, Stakeholder, Auftraggeber)
Ziele:
- Information über Projektziele und Rahmen
- Motivation des Teams
- Klärung von Rollen und Zuständigkeiten
- Aufbau der Teambeziehungen
8. Projektplanung
Projektstrukturplan (PSP)
- Hierarchische Gliederung aller Projektaufgaben
- Orientierung: objekt-, tätigkeits- oder gemischtorientiert
- Basis für weitere Planungsinstrumente
Vorgangsliste
Objekte: Konkrete Gegenstände/Materialien
Tätigkeiten: Zu erledigende Aktivitäten
- Nummerierung und Abhängigkeiten definieren
Netzplan
- Grafische Darstellung der Vorgangsbeziehungen
- Zeitliche Abhängigkeiten zwischen Arbeitspaketen
- Kritischer Pfad: Längste Kette von Vorgängen ohne Puffer
Wichtige Begriffe: - FAZ: Frühester Anfangszeitpunkt
- FEZ: Frühester Endzeitpunkt
- SAZ: Spätester Anfangszeitpunkt
- SEZ: Spätester Endzeitpunkt
- GP: Gesamtpuffer
- FP: Freier Puffer
Gantt-Diagramm
- Balkendiagramm für Projekttermine
- X-Achse: Zeitachse
- Y-Achse: Arbeitspakete/Vorgänge
- Visualisiert Parallelarbeit und Abhängigkeiten
9. Projektdurchführung
Kernaktivitäten:
- Umsetzung der Arbeitspakete gemäß Plan
- Kontinuierliche Überwachung von Zeit, Budget, Qualität
- Steuerung bei Abweichungen - Gegenmaßnahmen einleiten
- Regelmäßige Kommunikation mit allen Beteiligten
- Lückenlose Dokumentation aller Entscheidungen
10. Projektabschluss
Abschlussbesprechung:
- Bewertung der Projektergebnisse
- Übergabe an den Betrieb
- Freigabe der Ressourcen
Lessons Learned: - Was lief gut? Erfolge identifizieren und für künftige Projekte nutzen
- Was kann verbessert werden? Schwachstellen analysieren
- Dokumentation für Wissensdatenbank
11. Stakeholder und Kommunikation
Stakeholder-Portfolio
Eingruppierung der Projektbeteiligten:
- Befürworter - unterstützen das Projekt
- Gegner - lehnen das Projekt ab
- Neutrale - unentschieden oder unbeteiligt
Teamentwicklungsphasen
- Forming - Kennenlernen, Orientierung
- Storming - Konflikte und Meinungsverschiedenheiten
- Norming - Regeln etablieren, Zusammenhalt
- Performing - Effiziente Zusammenarbeit
12. Kosten und Ressourcen
Kostenplanung
Aufbauend auf:
- Projektstrukturplan
- Ressourcenplan
Funktionen: - Wirtschaftlichkeit ermitteln
- Projektbudget kalkulieren
- Projektkosten überwachen
- Projekterfolg messen
Häufigste Abweichungen: Kostenbereich (Zeit und Budget)
13. Argumentation und Präsentation
Argumentationskette
- These - Behauptung aufstellen
- Begründung - Warum ist das so?
- Stützung - Beispiele, Belege, Erläuterungen
- Folgerung - Schlussfolgerung und Rückführung
Wichtig: Auch Gegenargumente berücksichtigen und entkräften!
Diagrammtypen
- Gantt-Diagramm - Zeitplanung
- Netzplan - Abhängigkeiten
- Kreisdiagramm - Anteile
- Säulendiagramm - Vergleiche
Achtung vor Manipulation: - X-Achse beginnt nicht bei Null
- Y-Achse gestaucht/gestreckt
- Irreführende 3D-Darstellung
- Ungeeignete Diagrammart